Tanzkritik

Eine Ode an die Freiheit.

Laut dem Philosophen Francis Wolff existiert Klang nur in Bewegung, und genau das hat uns Emanuel Gat in einer linearen, musikalischen Suite demonstriert.

Die Klaviersonate Nr. 32 in c-Moll, Opus 11 ist nicht das Werk, das einem in den Sinn kommt, wenn man an Ludwig van Beethoven denkt, im Gegensatz zur Ode an die Freude, eines der wohl berühmtesten Stücke. Dennoch fügt Emanuel Gat den zweiten Satz dieser Sonate in seine eigene Ode an die Freiheit an, indem er die Musik des großen legendären Komponisten mit Kanye West, eines nicht weniger bemerkenswerten amerikanischen Rappers, kombiniert.

Der israelische Choreograf lebt seit mehreren Jahren in Marseille und es ist wohl diese Nähe zum Mittelmeer, die sich im Rhythmus seiner Choreografie zu erkennen gibt.

Wie von Wellen getragen, kommen die elf leicht bekleideten Tänzer:innen, die größtenteils weiße Unterwäsche tragen, auf der Bühne an, rücken vor und zurück und lassen einige von ihnen für einen kurzen Moment an einem imaginären Strand zurück, um sich im nächsten Wellengang schnell wieder mit den anderen zu vereinen. Rhythmisiert durch die Tracks von The Life Of Pablo und der Sonate, werden die Körper in verschiedenen Bildern fortgetragen. Im Wirbelwind der tosenden Wellen, der Sprünge, mit zum Himmel erhobenen Armen, wie in einem religiösen Appell, bewegen sie sich, beugen sich, krachen zusammen, legen sich leblos hin, um sich zu ergeben und bei Ebbe wieder wach zu werden.

Bemerkenswert ist auch diese Verbindung der beiden Komponisten, die zeitlich ebenso weit voneinander entfernt sind, wie wohl auch ein Großteil des Publikums in seinen kulturellen Bezügen zu den beiden Künstlern. 

Laut dem Philosophen Francis Wolff existiert Klang nur in Bewegung, und genau das hat uns Emanuel Gat in einer linearen, musikalischen Suite demonstriert (manche würden in diesem Kontext möglicherweise sogar von einer Playlist sprechen). Hier kommunizieren seine Tänzer:innen in einer selbstkonstruierten Freiheit ihre Leidenschaft, wenn auch manchmal mit einigen Längen.

Es ist ein großartiges, lebendiges Bild, das dem Zuschauer präsentiert wird, hervorgehoben durch eine harmonisch adaptierte Beleuchtung, einem allmählichen Übergang von Schwarz zu Weiß, den die Tänzer hervorheben, indem sie ihre weißen Outfits unscheinbar gegen schwarze austauschen. 

Könnte man darin eine Anspielung auf eine vom Verschwinden bedrohte Freiheit sehen, deren plötzliches Ende von einem Blitz unterstrichen wird?

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