Tanzkritik

Die surreale Reise eines irischen Jungen

Die irische Choreografin Oona Doherty bringt in ihrer intensiven Tanzperformance „Specky Clark“ die Geschichte ihres Urgroßvaters auf die Bühne, voll rosaroter Verletzlichkeit

Oona Doherty bringt in „Specky Clark“ ihre persönliche Familiengeschichte durch die Person ihres Urgroßvaters auf die Bühne. Sie wurde 1986 in London geboren und ist für ihren punkigen, experimentellen Stil im zeitgenössischen Tanz bereits vielfach ausgezeichnet worden. Im aktuellen Stück beschreitet Doherty einmal mehr neue Wege: Dialoge, die sie mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschrieben hat, ergänzen die tänzerische Choreografie um eine zusätzliche Facette. Eine intensive Musik- und Tanzperformance mit hohem Storytelling-Anteil. 

Das Stück beginnt mit einer skurrilen Geschichte, über die Geburt von Speckys Zwillingstanten, die als Babys das Haus der Mutter verlassen. Jahre später kommt der zehnjährige Specky – wegen seiner dicken Brillengläser wird er so genannt – zur Obsorge nach Belfast, zu seinen mittlerweile gealterten, bizarren und harschen Tanten. In dieser Begrüßungsszene wird der kleine Specky im Verhältnis zu den großen Tanten mit einer unglaublichen Leichtigkeit aber auch Brutalität durch die Luft jongliert. Am nächsten Morgen muss Specky gleich zur Arbeit in ein Schlachthaus. 

Im Schlachthaus geht es naturgemäß rau zu, und Specky muss – eingeschüchtert zwischen zwei Gesellen – ein Schwein erschießen. Dieses Schwein verfolgt ihn den Rest des Stücks – mal ist es ironisch, mal voller Tristesse.

Specky bekommt von seinen Kumpanen den Schlüssel des Schlachthauses um während des Samhain-Festes, dem keltischen Halloween, die Aufsicht zu haben. In dieser mystischen Nacht verschwimmen nun die Grenzen zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten. Specky nimmt uns mit auf eine persönliche Reise, zwischen dem Verlust der Kindheit, der Identitätssuche und dem Arbeiterleben in Belfast. Das tote Schwein tritt dabei in einen Dialog mit ihm und bleibt treuer Wegbegleiter. Diese gruselige Stimmung wird durch Humor und eine sanfte, rosarote Verletzlichkeit ergänzt.

Die Musik zu „Specky Clark“ stammt von der irischen Folkband Lankum, die traditionelle Klänge mit mystisch-elektronischen Beats verbindet. Das neunköpfige Tanzensemble interpretiert diese Musik tänzerisch und zitiert Bewegungen aus den Filmen „Billy Elliot – I Will Dance“ und „Flashdance“. Im Zusammenspiel von Musik, Tanz und der Geschichte eines Burschen aus der Arbeiterklasse entfaltet „Specky Clark“ eine vielschichtige, nachhaltig wirkende Performance.

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