Tanzkritik

MÁM – Bilder zwischen Tradition und Moderne

Michael Keegan-Dolans Tanzstück „MÁM“ ist ein Abend voller Enthusiasmus, spannender Klänge und frischem Spirit

Als Besucher des Tanzabends MÀM im Festspielhaus gibt es gleich eine gedankliche Herausforderung: was bedeutet „TEAĊ DAṀSA MÁM”, wer oder was ist das, wie heißt das Stück? Das Ensemble TEAĊ DAṀSA steht für „house of dance“ und wurde von Michael Keegan-Dolan 2016 gegründet. MÁM ist der Titel des Stücks, das Grenzen überschreitet und für das gälische Wort für Bergpass, Pass oder Übergang steht. Der Abend soll die Verbindung irischer Traditionen mit zeitgenössischem Tanz und Musik, zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit reflektieren.

Irische Musik zieht sich durch die gesamte Performance, diese entwickelt sich über den Verlauf des Abends zu jazzigen Klängen weiter. Generell ist die gesamte Bühne minimalistisch, sodass der Fokus auf den Körpern der Tänzer:innen liegt. 

Ein in weiß gekleidetes Mädchen liegt zunächst auf einem Tisch. Der Tisch wird später als Transportmittel sowie Stehtisch verwendet. Ein dahinter auf einer weiteren Bühne sitzender Konzertina-Spieler, verkleidet als Fabelwesen mit Ziegenkopf, spielt irische Folkmusik. Nach einigen Minuten fällt ein Vorhang und auf der nun offenen Bühne sitzen zwölf Tänzer:innen, die nach und nach den gesamten Raum für sich in Anspruch nehmen.

Die Tänzer:innen entwickeln eine unglaubliche Dynamik, wenn sie einzeln, aber auch in der Gruppe tanzen, als gäbe es keine Barrieren. Die Choreografie selbst ist geprägt von Bodenständigkeit und kräftigen Bewegungen, während andere Passagen tranceartig und schwebend wirken. Die Choreografie hebt die Grenzen zwischen Tradition und Moderne auf. 

In einem weiteren Abschnitt tritt die Berliner Band Stargaze hinzu und begleitet den Konzertinaspieler Begley mit ihrer facettenreichen Jazzmusik. Dabei entsteht ein lebendiges Wechselspiel zwischen irischer Traditionsmusik und zeitgenössischen Klängen. Das Thema des Bergjochs sowie die Welten des „Davor“ und „Dahinter“ verweben sich zu einer faszinierenden Symbiose. Schließlich fällt im letzten Teil erneut ein Vorhang: In der Mitte steht das Mädchen, während mächtige Windmaschinen mit einer starken Böe den Raum durchfluten.

Diese sinnlichen und emotionalen 80 Minuten sind für das Publikum eine Herausforderung. Das Stück interpretiert die Gegensätze von Tradition, Gegenwart und gesellschaftlichem Wandel auf bewusste und eindringliche Weise. MÁM ist eine dynamische Reise zwischen Energie und Stille, Tradition und Moderne – ein wohltuender, elektrisierender Abend.

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