Tanzkritik

Kollektiver Schwung körperlicher Emotionen

Mit Sinfonia Eroïca ist das gesamte künstlerische Lebenswerk von Michèle Anne De Mey verbunden. Das 1990 uraufgeführte Stück wurde 2022, nach der Corona-Pandemie, weiterentwickelt. Kann ein 35-jähriges Tanzprojekt aktuell und zeitgemäß sein?

Gleich vorweg: es bleibt und ist aktuell. Allein schon mit Beethovens zeitloser Eroica, der Symphonie Nr. 3, Es-Dur op. 55, erklingt ein musikalisches Highlight, das durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich famos interpretiert wird. 

Die Szene ist, durch wenige Bühnenelemente, zu einer Art Spielplatz für junge Leute skizziert. Auf der zur Seite hin offenen Bühne sind nur eine Zip-Line, die als Seilbahn verwendet wird, und verstreut ein paar Turnsaal-Bänke zu sehen. Die Tänzer:innen können mit Hilfe einer Leiter das Drahtseil erklimmen, um anschließend über die Bühne zu gleiten. Diese zentralen Elemente werden immer wieder unterschiedlich genutzt, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Die Tänzer:innen wirken wie Schüler:innen, die unterschiedliche Spiel- und Kommunikationsformen nutzen, um sich zu erproben. 

Beethovens Eroica und die Ouvertüre zu Mozarts-Singspiel Bastien und Bastienne KV 50 bieten zu diesen jugendlichen Spielen den passenden Soundtrack. Manchmal jedoch eröffnet die Stille zwischen den Musikstücken einen Raum, in dem einzig die Bewegungen der Tänzer:innen leuchten. Das karge Bühnenbild wird zu einer Spielbühne auf der das Ensemble, laufend, rollend und springend, pure tänzerische Freude verströmt. Gegen Ende der Performance wird als musikalischer Kontrast „Foxy Lady“ von Jimi Hendrix zugespielt. 

Auch wenn sich der Zusammenhang der Szenen nicht immer erschließt, so scheint es, als würde ein gesamtes Leben auf der Bühne tänzerisch entfesselt. Das Stück erzählt Geschichten von Einsamkeit und Zugehörigkeit, von Paaren und Gruppen, die sich spielerisch finden und wieder trennen. Die Uraufführung von 1990 erinnerte in jener Zeit an die gesellschaftliche Aufbruchstimmung, die geprägt war von einer Neuordnung der Welt, nach dem Ende des Kalten Krieges. Die aktuelle Fassung symbolisiert umso mehr eine positive Energie und die Erinnerung daran, dass aus Veränderungen auch Hoffnung und Zuversicht resultieren können. Ein 35-jähriges Tanzprojekt bleibt somit aktueller denn je, mit einer Choreografie, die Leichtigkeit und Optimismus ausstrahlt. 

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