Tanzkritik

Ein tänzerisches Plädoyer für mehr Spiel!

Mühelos pendelt „Sinfonia Eroica“ zwischen Spiel und Tanz. Zu den Klängen von Beethovens 3. Sinfonie präsentiert die Michèle Anne De Mey ein Tanzstück aus 1990, das nach wie vor zeitlose Spielfreude und choreografische Raffinesse verbindet.

Das Bühnenbild – ein Spielplatz samt Zipline, Langbänken und Bällen – ist mehr als nur Kulisse: Es wird zum lebendigen Element, das die neun Tänzer*innen zu spontanen, scheinbar zufälligen Bewegungen inspiriert. Dort agieren sie allein, manchmal in Einsamkeit – etwa dann, wenn sich eine Tänzerin im Scheinwerferkegel mit beachtlicher Geschwindigkeit auf einem Tellerlift dreht. Sie begegnen sich in Duetten und lassen uns teilhaben an jungen Freundschaften, in denen neue Tanzabfolgen oder akrobatische Figuren miteinander geübt werden. Ebenso haben erste romantische Begegnungen Platz.

Eine tanzende Gruppe, die sich stets in neuen Konstellationen begegnet, die Übergänge zwischen Spiel, alltäglicher Interaktion und Tanz sind fließend. Eine Umarmung wird zum Impuls für eine Hebefigur und vice versa. Aus einer Unisono-Sprungabfolge wird ein Fangspiel. Ein leises Getuschel verwandelt sich in rhythmische Bewegungssequenzen – perfekt choreografiert zu Beethovens Klängen. In diesen Momenten, wenn Musik und Tanz verschmelzen, entfaltet sich vollkommene Harmonie. Immer wieder werden sie von Stille unterbrochen – ein scheinbares Durcheinander, als wüssten die Tänzer*innen nicht, was als Nächstes geschieht. In direkter Interaktion mit dem Orchester wird Musik erbeten oder sich augenzwinkernd für verpasste Einsätze entschuldigt – so wie es auch bei Proben und im echten Leben geschieht. Neben den großen Klassikern wie Beethoven und Mozarts' „Bastien und Bastienne“ bekommt auch Jimi Hendrix’ „Foxy Lady“ einen kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt. 

Und dann das große Finale: Wenn plötzlich kübelweise Wasser über die Bühne geschüttet wird und die Tänzer*innen furchtlos darüber hinweg sliden, möchte man am liebsten selbst mitmachen. 

„Sinfonia Eroica“ ruft eine Leichtigkeit hervor, wie man sie sich auch im echten Leben wünschen würde. Das Stück wirkt wie eine Art nostalgische Utopie. Denn so, wie hier auf der Bühne gespielt, getanzt und experimentiert wird, begegnen sich junge Menschen auf echten Spielplätzen heute nur noch selten. Ein Plädoyer für mehr Spiel, mehr Begegnung abseits des virtuellen Raums, und mehr Ausprobieren – sowohl im tänzerischen als auch im sozialen Sinne.

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