Die jungen Wilden: Neue Stimmen in der Tanzwelt
Die kraftvollen Stücke junger Choreograf:innen in der Saison 2024/2025 – erstmals als Österreich-Premieren bei uns im Festspielhaus zu sehen!Schon jetzt begeistern sie die Zuschauer:innen in Frankfurt, Dresden, Berlin, London, der Provence, Lyon wie auch in Rom. Diese spannenden jungen Choreograf:innen, deren künstlerische Arbeiten von Unmittelbarkeit geprägt sind und sowohl mit der Gegenwart als auch mit tief verwurzelten Traditionen spielen, mischen mit ihren neuen Perspektiven gerade die Tanzszene auf. Nun sind die kraftvollen, teils unkonventionellen Stücke der „jungen Wilden“ in der Saison 2024/2025 erstmals als Österreich-Premieren bei uns im Festspielhaus zu sehen!
Zwei Künstlerinnen im Gleichklang
Yasmeen Godder sieht in ihrer Inszenierung Shout Aloud eine Art Dialog, in dem verschiedene Elemente aufeinandertreffen. Tanz und Musik einerseits, zwei Künstlerinnen – Godder erarbeitete den Abend zusammen mit Popstar Dikla – andererseits. Konzipiert ist der Abend als Konzert-Show: die Musik der ägyptisch-irakischen Pop-Rock-Sängerin Dikla (sie performt die arabisch-hebräischen Tracks ihres ersten Albums Ahava Musica, dt. „Musik der Liebe“), steht gleichberechtigt neben Yasmeen Godders Choreografie.
Das Werk ist nicht zuletzt von Yasmeen Godders Lebenswirklichkeit geprägt und beschäftigt sich mit der Widersprüchlichkeit der Lebenswelt ihrer israelischen Heimat, wie auch mit Empathie. Acht Performerinnen begegnen sich auf der Bühne, gehen miteinander Verbindungen ein. Es geht darum, wie sie gemeinsam ein Gefühl von Stärke und Unterstützung finden, eine Art weiblichen Ausdruck: ungefiltert, großzügig und eindringlich.
Tänzerische Hommage an Pionierinnen
Erst im Oktober begeisterte die Cellistin Raphaela Gromes mit ihrem Programm Femmes, welches eine Vielzahl von Komponistinnen vereinte, von denen selbst gut informierte Musikliebhaber:innen wahrscheinlich zuvor noch nie gehört hatten. Ein ähnliches Anliegen treibt auch Jan Martens an, der sich in VOICE NOISE, welches Ende April im Festspielhaus zu sehen ist, ebenfalls der Stimme und dem „gehört werden“ widmet. Der Dialog, der hier zustande kommt, entsteht zwischen Tanz und „vergessenen“ weiblichen Stimmen. Wie kam es zu diesem kollektiven Vergessen? Als redundant oder eben als unangenehmes Geräusch – „irritating noise“ – hat man(n!) diese Stimmen von der griechischen Antike an bis heute zum Verstummen gebracht.
Mit seiner Popsensibilität erinnert Jan Martens mit sechs Tänzer:innen an Komponistinnen und Sängerinnen, die auf ihre Weise innovativ und aufregend künstlerisch gearbeitet haben und heute nahezu vergessen scheinen. Der Tanz wird hier selbst zur Sprache um Lebensgeschichten zu erzählen.
Zwischen sozialer Realität und irischer Mythologie
Die Irin Oona Doherty feierte in der Spielzeit 2022/2023 ihr fulminantes Festspielhaus-Debüt. Helmut Ploebst zeigte sich im Standard begeistert: „Oona Dohertys Navy Blue ist dunkel und traurig, aber auch poetisch und von dramatischer Schönheit durchzogen. Die Choreografin bringt es fertig, die Wucht der sozialen Krise und des Klimawandels so in ihr Stück einzubringen, dass es trotz aller starken Gefühle und Anteilnahme nicht ins Pathetische oder Pädagogische kippt.“
Nun kehrt die junge Ausnahmekünstlerin mit ihrer neuen Arbeit ins Festspielhaus zurück: Specky Clark umfasst ebenfalls wieder eine soziale Dimension, spielt aber außerdem auch mit der persönlichen Lebensgeschichte von Doherty – und spannt den Bogen bis zu irischer Mythologie. Neun Darsteller:innen lassen hier zu der Folkmusik der Indie-Gruppe Lankum die Trennlinie zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.
Vielleicht ist es vor allem der Mut, die eigene künstlerische Position so lautstark auf der großen Bühne zu präsentieren, der die jungen Choreograf:innen eint, die in dieser Spielzeit im Festspielhaus zu Gast sind. Machen wir die Bühne frei für frische Perspektiven, die von uns bereits mit großer Spannung erwartet werden!